1300 – 1618

Der Umfang des gesamten mainzischen Besitzes ist ab 1324 in den Rechnungen der Amöneburger Amtskellerei in allen Einzelheiten aufgeführt; dazu gehörten auch jährliche Weizeneinnahmen aus "Anzenvar". Die Textstelle aus der Amöneburger Kellerei-Rechnung von 1360 lautet: "Item B. de Anzenvar XXI d. (Ebenfalls B. von Anzefahr 21 Denare).

Über die Zugehörigkeit von Anzefahr zum mainzischen Amte Amöneburg lesen wir im Jahre 1395 in einer Urkunde: "von amptis wegen ... mit namen am dem Slosse zu Ameneburg adir yn dem gericht, daz dar zu gehört" die Orte "Martdorff, Rostdorff, Erfurtshusen, Ahusen (bei Schweinsberg), Schrigkede, Gunzilndorff, Burbach, Nonnenhusen (bei Ginseldorf), Anczefar, Stuzimbach, Bartenhusen, Himilsberge, Brocke (Brück bei Amöneburg), Sindirsfelde" und "Boppenhusen".

In den folgenden Jahrzehnten hören wir dann nur wenig über Anzefahr. Das Dorf erscheint lediglich in einem Verzeichnis aus dem Jahre 1408, in dem die jährlichen Bede- (Grundsteuern) oder Steuergelder an die Amtskellerei in Amöneburg aufgeführt sind: "Anczenfar II marck zu iglich (er) bede" (Anzefahr 2 Mark zu jeglicher Bede).

Eine Mühle zu Anzefahr wird 1362 genannt. Sie war zuvor in der Hand der Familie von Weitershausen, dann von den von Anzefahr und von Falkenberg erworben worden, von denen die von Anzefahr ihr Achtel im Jahre 1362 und 1364 die von Falkenberg ihre sieben Achtel an Volpert Riedesel versetzten. Später ging die Mühle an die Familie von Radenhausen über, von der sie der Deutsche Orden (Marburg) im Jahre 1491 eintauschte.

Die durch Martin Luthers Thesenanschlag am 31.10.1517 begründete "neue Lehre" zeigte auch in einzelnen mainzischen Ortschaften um Amöneburg Auswirkungen. Von 1570 bis 1608 war der Protestant Konrad Wetzel auch für Anzefahr und Sindersfeld als Pfarrer zuständig. Über die Jahre 1530 bis 1570 liegen keine zuverlässigen Nachrichten über die Pfarreibesetzung vor.

In der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts setzte dann schrittweise die katholische Gegenreformation ein. Das Erzbistum Mainz begann etwa um 1570 mit der allmählichen Rückführung seines Gebietes zum katholischen Bekenntnis. Petrus Musculus, ein Mitglied des neugegründeten Jesuitenordens, hat die Wiedereinführung des katholischen Bekenntnisses in den Amöneburger Amtsorten – in einigen Fällen mit zum Teil drastischen Mitteln – durchgesetzt, so dass um 1600 bis auf die Ortschaften Schröck, Bauerbach und Himmelsberg alle wieder rekatholisiert waren.

 

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