1756 – 1800

Der mit dem Jahre 1756 beginnende 7-jährige Krieg hat sich in seinem westlichen Verlauf vor allem in Hessen ausgetobt und der Bevölkerung große Opfer abverlangt. In den Kriegsjahren haben die Amtsdörfer schwer zu leiden und müssen den Unterhalt der Truppen bestreiten, so dass die jährlichen Abgaben nicht gezahlt werden können und teilweise erlassen werden. Neben laufenden Fouragelieferungen werden die Amtsdörfer zu Schanzarbeiten herangezogen. Am 10. August kapitulieren die Verbündeten in Ziegenhain vor den Franzosen, die sie belagert hatten. In dieses von den Franzosen eingerichtete Magazin müssen die Amtsdörfer große Mengen an Lebensmitteln, Frucht, Holz, Salz und andere Naturalien liefern; daneben werden sie zu Kriegsfuhren herangezogen. Am Nachmittag des 15. Nov. 1762 schließen Herzog Ferdinand von Braunschweig und die französischen Generäle de Soubise und dÈstrèe im Brücker Wirtshaus unterhalb der Amöneburg Waffenstillstand. Bis zum 22. November verlassen die Truppen unsere Gegend; der Krieg ist zu Ende. Die Not der Landbevölkerung war groß, denn durch die laufenden Fouragelieferungen waren die Ernteerträge des Sommers 1762 vielfach aufgebraucht; die Scheunen standen vielerorts zumeist leer. Die Amtsverwaltung sah sich gezwungen, die sonst fälligen Pacht- und Zehntabgaben zu stunden oder ganz zu streichen. In den einzelnen Orten des Amtes Amöneburg bestanden nach 1777 erhebliche Kapitalschulden. Die Schuldenlast in Anzefahr betrug zu diesem Zeitpunkt 750 fl.

Die Flur war in Gewanne eingeteilt, deren Zahl sich nach der verschiedenen Güte und Beschaffenheit des Bodens richtete und die besonders benannt wurden (Flurnamen). Jedes Gewann zerfiel in soviel Ackerstreifen als Bauern im Dorfe wohnten, und jeder Bauer besaß in jedem Gewanne seinen Ackeranteil. Sein gesamter Besitz war somit über die ganze Flur zerstreut, lag in Streu- oder Gemengelage. Man teilte allgemein die Flur in drei Bewirtschaftungsbezirke ein, nämlich in das Winterfeld, das Sommerfeld und das Brachfeld, mit denen man jährlich wechselte, d.h. was in diesem Jahre Winterfeld war und z. B. Roggen und Weizen trug, wurde im nächsten Jahre Sommerfeld und zum Anbaue von Hafer und anderen Sommergewächsen benutzt. Im dritten Jahre blieb es ganz brach liegen und diente als Weide, um dann wieder Winterfeld zu werden.

Einen Blick in die wirtschaftlichen Verhältnisse eines Pfarrers des 18. Jahrhunderts vermittelt uns die Nachlassenschaft des Anzefahrer Pfarrers Matthias Scherer (gest. 1776). Er hinterließ seinem Nachfolger Pfarrer Johann Habermann ein siebenjähriges Pferd für 120 Taler, ein dreijähriges für 90, und ein weiteres dreijähriges für 75 Taler. Das Pferdegeschirr wurde geschenkt. Ferner übergab er 4 Kühe (alt und jung) für 78 Taler, einen zweijährigen Stier für 12 Taler, ein einjähriges Kuhkalb für 6 Taler, einen fetten Ochsen für 30 Taler, zwei fette Schweine für 20 Taler, eine Muck für 10 Taler, 3 Springer für 10 Taler, 2 Ferkel für 5 Taler. Wir sehen damit auch in die früher bestehende enge Verbindung von Pfarramt und Selbstbewirtschaftung des Pfarrgutes.

 

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