1821 – 1913

Durch Verordnung vom 29. Juni 1821 wurde das Territorium des Kurfürstentum Hessen in die 4 Provinzen Niederhessen, Oberhessen, Fulda und Hanau unterteilt. Die Provinzen zerfielen wieder in einzelne Kreise. Oberhessen sollte in 4 Kreise eingeteilt werden. Am 30. August 1821 wurde die neue Kreiseinteilung bekanntgegeben. Der neugeschaffene Kreis Kirchhain besaß eine Einwohnerzahl von 22.094. Zu diesem Zeitpunkt wurden in unserer Gemeinde 43 Häuser und 314 Einwohner gezählt.

Durch die päpstliche Bulle vom 16. August 1821 wurde die katholische Bevölkerung Kurhessens dem seit 1752 bestehenden Bistum Fulda zugeordnet. Die Pfarrei Anzefahr blieb Teil des nunmehr fuldischen Dekanates Amöneburg. In hiesiger Pfarrei waren seit der Zugehörigkeit zum Bistum Fulda folgende Pfarrer tätig:

Georg Latsch von 1832 – 1842 (gest. 1855)
Johann M. Henkel von 1842 – 1864 (gest. 1864)
Clemens Sippel von 1864 – 1867 (gest. 1867)
Heinrich Walther von 1867 – 1886 (gest. 1886)
Kaspar Schick von 1887 – 1903 (gest. 1935)
Wilhelm Hülsmann von 1903 – 1933 (gest. 1933)
Adolf Farnung von 1933 – 1952 (gest. 1952)
Hermann Henkel von1952 – 1955 (gest. 1987)
Otto Fangohr von 1956 – 1960 (gest. 1996)
Augustin Möller von 1960 – 1971 (gest. 1981)
Dieter Hummel von 1971 – 1981
Ulrich Wittek seit 1981

Im 19. Jahrhundert übernahm das Verkehrsmittel Eisenbahn die Bedeutung der Landstraßen und Wasserwege. Streitigkeiten über den Bau und die Streckenführung verzögerten den Bau der Main-Weser-Bahn. Erst 1841 fiel die Entscheidung für den Ausbau der Strecke

Marburg-Gießen, die dann 1845 in dem Staatsvertrag zwischen Kurhessen, dem Großherzogtum und der Stadt Frankfurt festgeschrieben wurde. Mit dem Teilstück von Kassel über Marburg und Giessen nach Frankfurt wurde erst im Jahre 1849 begonnen. Die Bahn war im Frühjahr 1850 bis Marburg und am 15. Mai 1852 bis Frankfurt fertiggestellt. In der Folgezeit brachte der Bahnbau in unserem Raume auch für die Gemeinden Vorteile, da nicht wenige Einwohner als Eisenbahner nun ihr Auskommen fanden und so vielerorts eine neue Berufsgruppe entstand. Der Haltepunkt (Bahnhof) Anzefahr wurde um 1900 in Betrieb genommen.

Pfarrer Walther

Am 10. Dezember 1834 wurde "das kreuz aus dem Strauchfeld abgebrochen und auf dem hiesigen Kirchhof wieder aufgestellt". Der Gemeinderat beabsichtigte, den Totenhof entsprechend zu vergrößern. Am 16. Juli 1838 verkauften George Hühn aus Anzefahr und sein Schwager Kaspar Petri aus Bauerbach ihren Garten neben dem Friedhof für 12 Taler. Im gleichen Jahr wurde die neue Einfriedung beim Maurermeister Peter Biecker in Auftrag gegeben und auch fertiggestellt. Die Mauer war 60 Meter lang, 1,60 Meter hoch und kostete 50 Taler. 1860 wurde an dieser Mauer ein gemeindeeigener Bau mit einem Dach, der zur Aufbewahrung der "Feuerlöschgerätschaften" diente, errichtet. Hier wurde von der Gemeinde eine neue Feuerspritze im Jahre 1860 angeschafft.


 

Das Hirtenhaus


Hieronymus Feußner

Anzefahr

1862

 

Cigarren und Menschen

(Mel. Seht ihr drei Rosse vor dem Wagen etc.)

Die Cigarren und die Menschen

sind in vielem sich ganz gleich.

Drum will ich die Ähnlichkeiten

Liebe Freunde künden Euch.

Die Geburt zeigt uns bei beiden

Bei Cigarren und beim Kind,

daß, da man sie beide wickelt,

beide Wickelkinder sind.

Und je feiner die Cigarren

und das Kind von Abkunft sind,

desto feiner sind gewickelt

die Cigarren und das Kind.

Junge Menschen und Cigarren

haben oft viel Feuchtigkeit

und die trocknet nur bei beiden

erst das Alter und die Zeit.

Bei den jüngeren Cigarren

geht das Feuer öfter aus,

doch die Alten ja die halten

mit dem Feuer spärlich haus.

So stirbt auch bei jungen Menschen

oft die Lebensflamme hin,

während man bei vielen Alten

sie noch kräftig sieht erblühn.

Bei Cigarren und bei Menschen

kauft man manches oft für echt

und was man für echt gehalten

zeigt sich dann als falsch und schlecht

doch die Täuschung zahlt oft theuer

dann der wer aufs Deckblatt sieht

Zwischen Sein und zwischen Scheinen

liegt ein großer Unterschied.

Bei Cigarren wie bei Menschen

zeigt sich die Vergänglichkeit.

Beide werden einst zu Asche,

Beide sind ein Raub der Zeit

drum genießt Cigarre und Leben

nicht mit all zu raschem Zuge

sonst zerfällt wie die Cigarre

ihr zu früh dem Aschenkruge.

Cigarren en gros Friedrich Pfeffer Main-Weser-Bahn

 

Am alten Friedhof befinden sich zwei markante alte Steine, der eine aus dem Jahre 1684 und der andere dürfte wohl hundert oder mehr Jahre älter sein. Zum Grabstein des Johannes Lauer gehört folgende Inschrift: "Hier Ruhet in Gott Der Ehrnhaffte Johannes Lauer ist in seinem Erlöser Christo Seelig entschlaffen. Ano 1684 Monat Decembr. Seines Alters 73 Jahr Seine Hausfrau Catarina geboh Grälingin haben im Ehestandt Erzeuget 8 Kinder 5 Söhn 3 Töchtern welche Dieses Gedächtnis aufgericht". Einsam steht der alte Kreuzstein mit der Inschrift: "GOT GEBE IN EIN KLICKSELIG ENT", d.h. "Gott gebe ihm ein glückseliges Ende". Das oben erwähnte Strauchfeld-Kreuz ist im Laufe der Zeit an die Südseite der Kirche verlagert worden. Das Kreuz ist 1945, ausgerechnet am Karfreitag, von den Amerikanern völlig zerschossen worden.

Die Namen der Hofbesitzer im Vergleich zwischen dem Lagerbuch von 1807 und dem 1892 beginnenden Brandversicherungskataster :
Haus
Nummer

Besitzer lt. Lagerbuch von

1807

Besitzer lt. Brandversicherungs-
kataster
1 Franz Fischer Heinrich Siegfried Emmerich
2 Johs. Müller Johann Joseph Pfeffer
3 Johs. Lauer Peter Leopold Bodenbender
4 Joh. Heinrich Spill Peter Christoph Lauer
5 Andreas Staubitz Paul Lauer
6 Johs. Freidhof Ludwig Freidhof
6 1/2 Wilhelm Preuhs Johannes Born
7 Heinrich Bonacker Friedrich Bonacker
8 Joh. Kern Volpert Pfeffer
9 Franz Konrad Wetzer Johannes Weitzel
9 1/2   Johann Joseph Spill
10 Johs. Scherer Johannes Sprenger
10 1/2   Christian Biecker
11 Jacob Stebe Pfarrei
12 Johs. Bodenbender Heinrich Otto Lauer
13 Joh. Heinrich Kraus Johann Joseph Kißling
14 Siegfried Martel Erben Johannes Freidhof
15 Ludwig Kremer Ferdinand Kremer
16 Joseph Damm Karl Damm
Haus
Nummer

Besitzer lt. Lagerbuch von

1807

Besitzer lt. Brandversicherungs-
kataster
17 Martin Mengel Johann Joseph Nahrgang
18 Andreas Bromm Georg Trier
19 Heinrich Jakobi Peter Joseph Boland
20 Johs. Bicker sen. Heinrich Herwig
21 Kaspar Paul Heinrich Herwig
22 Johannes Bicker jun. Peter Joseph Hühn
23 Konrad Feußner Anton Feußner
24 Volpert Jüngst Joseph Jüngst
25 Heinrich Feußner Georg Adam Feußner
26 Johs. Trier Georg Fritsch
27 Gemeinde Schulhaus Schule
28 Johs. Zecher Friedrich Bonacker
28 1/4   Johannes Krauskopf
28 1/2   Joseph Mengel
29 Backhaus Backhaus
30 Volpert Kern Christoph Trier
31 Heinrich Weber Konstantin Hühn
32 Peter Trier  
33 Franz Konrad Bodenbender Ferdinand Bodenbender
34 Pfarrei Güter Leonhard Bodenbender
35 Joseph Hofacker Anton Hofacker
36 Heinrich Weil Peter Joseph Weil
37 Johs. Huhn Ferdinand Hühn
38 Johs. Fritsch Konrad Hühn
38 1/2   Georg Fritsch
39 Johs. Feußner Peter Weitzel
40 Heinrich Kilber Konrad Schold
41 Heinrich Joseph Lauer Johann Konrad Feußner
42 Hirtenhaus Hirtenhaus
43 Gemeinde Brauhaus  
46   Johannes Weitzel
47   Johannes Nahrgang
47 1/2   Johannes Nahrgang
48   Wenzel Feußner
49   Hieronymus Matt
51   Franz Volpert
54   Kirche mit Turm
55   Johannes Seim
57   Friedrich Pfeffer
58   Johannes Krauskopf
Haus
Nummer

Besitzer lt. Lagerbuch von

1807

Besitzer lt. Brandversicherungs-
kataster
59   Theodor Dautzenroth
60   Johann Joseph Kißling
61   Karl Kremer
62   Joseph Sprenger
63   Ludwig Lauer
64   Veronika Weitzel
65   Konrad Hühn
66   Heinrich Lauer
67   Ferdinand Kremer
68   Lorenz Schüßler
69   Konstantin Hühn
70   Heinrich Bauerbach

 

Haus Kaufmann und Kaczmarek

 

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